Rettungsschirm für die Pflege statt für Banken


(Fotos: Pickelhering / Link zur Bilderserie)

Harte Arbeit, Versorgung alter, kranker und behinderter Menschen wie am Fließband und niedrige Löhne - so sieht der Alltag für Pflegekräfte in Deutschland aus. Dagegen protestierten bundesweit Kolleginnen und Kollegen. Für Bankenrettungen sei Geld da, für die Pflege nicht, kritisierten sie. Pickelhering hat in Berlin am Protest teilgenommen und berichtet.

Am vergangenen Freitag und Samstag sind in neun Landeshauptstädten Pflegekräfte gegen unerträgliche Arbeitsbedingungen auf die Straße gegangen. Anlass war der Internationale Tag der Pflegenden am 12. Mai. Aufgerufen hatte der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK). "Die Situation für Pflegende wird seit Jahren kontinuierlich brisanter", kritisiert der Verband: "Immer mehr pflegerische Arbeit muss, aus Kostengründen, von immer weniger und immer geringer qualifizierten Personen geleistet werden. Die kontinuierliche Überlastung zeigt Wirkung: Pflegende liegen bei den Krankheitsquoten im Branchenvergleich im Spitzenfeld, psychische Erkrankungen bis hin zum Burnout nehmen deutlich zu."

Hinzu kommen die geringen Löhne, vor allem für nicht-examinierte Pflegekräfte. In der ambulanten Pflege ist es üblich, statt ausgebildeter Fachkräfte angelerntes Personal zu beschäftigen, das in einem 200-Stunden-BasisKurs auf Pflegetätigkeiten vorbereitet wird. Diese Kolleginnen und Kollegen verrichten oft den körperlich anstrengendsten und zeitlich umfangreichsten Teil der Betreuung behinderter und alter Menschen – wie Körperpflege, Hilfe bei der Nahrungsaufnahme, Wohnungsreinigung oder einkaufen.

"Wegen der unattraktiven Bedingungen am Arbeitsplatz bleibt der dringend benötigte Pflegenachwuchs aus, langjährige Pflegefachpersonen ziehen sich resigniert oder krank aus ihrem Beruf zurück. Gleichzeitig steigt angesichts der demografischen Entwicklung der Bevölkerung der Bedarf an Pflege steil an", warnte der DBfK.

Doch allen Ankündigungen der Bundesregierung, die Lage in der Pflege zu verbessern, sind keine Taten gefolgt. "2011 hatte die Bundesregierung das Jahr der Pflege ausgerufen und damit Hoffnungen auf eine Verbesserung der Situation geweckt. Passiert ist - nichts", sagte DBfK-Präsidentin Gudrun Gille am Freitag zum Auftakt der Mahnwache neben dem Bundesgesundheitsministerium in Berlin. "Mit deutschen Steuermilliarden werden Banken gerettet und Finanzjongleure vor den Folgen ihrer Fehlspekulationen geschützt. Mit einem Bruchteil dieser Summen könnte die Situation der professionellen Pflege deutlich verbessert werden", so Gille weiter.

Die Proteste fanden zeitgleich in Berlin, Bremen, Düsseldorf, Dresden, Hannover, München, Schwerin, Stuttgart und Wiesbaden statt.

Zum Autor / zum Text:
Pickelhering arbeitet als Pflegekraft in der ambulanten Altenpflege bei einem großen Wohlfahrtsverband. Er ist Online-Redakteur bei marx21.de und hat den Artikel zuerst dort veröffentlicht.
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