Was muss noch passieren? AKWs endlich abschalten!

Nach dem starken Erdbeben an der Nordostküste Japans, bei dem auch das Kernkraftwerk Fukushima 1 schwer beschädigt worden ist, wird auch über die Sicherheit der Atomanlagen in Deutschland diskutiert.

Japans Atomkraftwerke seien gegen Erdbeben gefeit: Diese von der Atomindustrie und der Regierung des Landes lange propagierte Formel geht nun nicht mehr auf. Wenn sie überhaupt jemals berechtigt war. Angeblich halten Japans AKWs zwar angeblich Erdbeben bis zu einer Stärke von 8,25 auf der Richterskala stand, doch das heutige Beben hatte eine Stärke von 8,9.

Während ich diesen Kommentar schreibe, steigt der Druck im Kernkraftwerk Fukushima 1 weiter. Laut der Nachrichtenagentur Kyodo ist die Radioaktivität im AKW tausendfach erhöht.
 
Die Angst vor einer nuklearen Katastrophe geht um. Der japanische Premierminister Naoto Kan hat die Einwohner in einem Umkreis von 10 Kilometern um das Kraftwerk aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. 

Der Glaube, Atomkraft beherrschen zu können, hat sich damit erneut als falsch erwiesen. "Die Zustände in den Atomkraftwerken in Japan nach dem Erdbeben und dem Tsunami zeigen einmal mehr, dass Atomkraftwerke niemals wirklich sicher sind", sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Gerold Reichenbach. DIE LINKE und Grüne äußerten ähnliche Kritik.

Die Bundesregierung ist anderer Ansicht: AKWs in Deutschland seien gegen die bei uns zu erwartenden Erbeben ausgelegt. "Die Anlagen werden bei Überschreiten bestimmter sicherheitsrelevanter Grenzwerte automatisch abgeschaltet", sagte ein Sprecher des Bundesumweltministeriums am Freitag in Berlin.

Ist ein Ausfall der Stromversorgung und ein Defekt des Notkühlsystems – wie in Fukushima – tatsächlich in Deutschland unmöglich? Jochen Stay, Sprecher des Anti-Atom-Netzwerkes .ausgestrahlt, widerspricht: "Gleiches kann in deutschen Atomkraftwerken passieren. Auch im hessischen AKW Biblis war am 8. Februar 2004 nach dem Ausfall der externen Stromversorgung ein sogenannter 'station blackout' eingetreten", erklärte er. Im AKW Neckarwestheim sei "die Notstromversorgung besonders labil. Es ist der einzige Reaktor mit nur drei Hauptkühlkreisen. Und es gab bereits wiederholt Ausfälle der Hauptkühlmittelpumpen", so Stay.

Was Japan und Deutschland gemeinsam ist: Beide Länder haben eine Regierung, die auf Atomkraft setzt. In Deutschland hat Schwarz-Gelb die Laufzeiten der AKWs verlängert. In Japan werden sogar zwei neue Kernkraftwerke gebaut, 12 weitere sind in Planung. Es gibt allerdings auch einen signifikanten Unterschied: Deutschland hat eine kämpferische Massenbewegung gegen Atomkraft mit langer Erfahrung. Dass Schwarz-Gelb angesichts des zu erwartenden Widerstandes von unten an längeren Laufzeiten festhalten kann, ist unwahrscheinlich.

Es verfolgen derzeit viele Menschen rund um die Welt mit bangem Herzen die Geschehnisse in Fukushima – und wünschen sich, dass den Japanern eine Kernschmelze bzw. die Explosion des Reaktors erspart bleibt. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass alles gut geht.

Aber beim Hoffen darf man es nicht belassen. Es muss sich etwas ändern. WIR müssen es ändern: Atomkraftwerke müssen endlich abgeschaltet und ein Umstieg auf erneuerbare Energien muss so schnell als möglich vorangebracht werden. 

Leider will die Bundesregierung davon nichts wissen. Deswegen ist es richtig, wenn am Samstag für die Stilllegung des AKW Neckarwestheim (Baden-Württemberg) und aller anderen Atomkraftwerke mit einer 45 Kilometer langen Menschenkette von Neckarwestheim bis Stuttgart demonstriert wird. Zehntausende werden erwartet.
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