Viele Demonstranten, die das Mubarak-Regime stürzen wollen, haben die Intervention des Militärs als vermeintlicher Vermittler begrüßt. Doch die Armeeführung vertritt keineswegs die Interessen der Demokratie und soziale Gerechtigkeit einfordernden Ägypter.
Richtig stellt Rainer Hermann in einem Artikel für die Website der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" fest:
"Die ägyptische Armee ist Großunternehmer - und den Offizieren geht es nun auch um die Rettung ihrer Pfründe (...) Die Armee und pensionierte Offiziere gründeten Unternehmen. Sie wurden der größte Arbeitgeber im Land, bauten eine Rüstungsindustrie auf und zivile Unternehmen in vielen Branchen. Ihnen gehören große Farmen, die auch der Selbstversorgung dienen, und Bauunternehmen. Diesen Reichtum teilen sich die höheren Offiziersränge untereinander, der untere Teil der Pyramide ist davon ausgeschlossen. Die einfachen Soldaten sind arm. Der obere Teil der Pyramide mit der klaren Befehlsstruktur versucht, diese bislang unsichtbare Macht zu verteidigen." (FAZ.net vom 03.02.2001, Artikel lesen...)Auch der in Kairo lebende deutsch-ägyptische Blogger und Dokumentarfilmer Philip Rizk beschreibt in seinem Blog diese Rolle der Armeeführung:
"Despite the positive attitude of the people towards the army, there is no reason to believe that the military shares any interests with the common Egyptians on the street. The reason people are calling for change is that they are tired of economic policies of the Mubarak regime, they have had enough of police violence and a government that does not provide for its people. The faltering Egyptian regime's allies are interested only in what they term 'stability' which means prosperity for a small class of Egyptian elites and upper middle class on the backs of the labor of the vast population. What this process entails is the selling off of Egyptian natural resources and enslaving of the Egyptian labor force working to next to nothing while food price go through the roof. The reason for this is the decisions made by the Egyptian policy makers in line with the logic of neo-liberal institutions like the World Bank and IMF, seated in the USA that primarily benefit the economies of the global North." (Artikel lesen...)Zwischen den USA und dem ägyptischen Militär gibt es derzeit intensive Gespräche über einen "weichen" Übergang weg von Mubarak hin zu einer neuen Regierung. Diese soll - wie das Mubarak-Regime - ein treuer Bündnispartner des Westens in der Region sein. Und das würde für die Masse der Ägypter bedeuten, dass im Kern alles beim Alten bliebe.
Deshalb ist die Revolution nicht einfach eine, bei der Demokratieanhänger auf der einen und Gegner eines Regierungswechsels auf der anderen stehen. In Ägypten findet auch ein Klassenkampf statt zwischen Armen und ArbeiterInnen auf der einen und Unternehmern, Reichen und Polizei sowie Armeeoffizieren auf der anderen Seite. Das klar zu machen und eine entsprechende Organisierung der Armen und ArbeiterInnen zu fördern, ist eine wichtige Aufgabe für die Linke in Ägypten.